Konzept
Im Juli 2017 wurde das Pilotprojekt „Schreibtisch in Prüm“ in einer zweijährigen Betriebsphase getestet und anschließend ausgewertet. Von den Ergebnissen und der Weiterentwicklung konnten dann auch andere Kommunen profitieren.
Im Kern geht es darum, neue Arbeitsformen als Form der “Zwischennutzung” in einer Leerstands-Immobilie zu testen. Als spätere Perspektive könnten statt eines leeren Gebäudes z.B. Dorfgemeinschaftshäuser oder privat-öffentliche Kooperationen aus Dorfladen plus Coworking genutzt werden.
Drei Jahre Vorarbeiten
Rund drei Jahre Vorlauf hatte das Projekt, als am 3. Juli 2017 das Coworking-Büro eröffnete.
Die ersten Überlegungen zum Thema “Neue Arbeitsformen auf dem Land” gab es bei der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz im Jahr 2014. Zunächst ging es um die Frage, ob und wie öffentliche Dorf-Infrastruktur auch als temporäre Arbeitsorte genutzt werden könnte.
Die TU Wien lieferte 2014/2015 einen ersten Überblick zum Thema “Coworking weltweit unter Bedingungen des ländlichen Raums” und eine erste Skizze zu einem “Geschäftsmodell”, wie Coworking und Leerstandsimmobilien kombiniert werden könnten.
Die Digitalen Dörfer erkunden, wie umfassend die digitale Transformation das Dorfleben verändern wird.
Diese ersten Erkenntnisse flossen in die Ausschreibung der “Digitalen Dörfer” 2015 ein: “Neue Arbeitsformen und Digitalisierung” war eines der drei Wettbewerbsthemen. Die Digitalen Dörfer konzentrierten sich in ihrer ersten Phase (2015-2016) dann aber auf die Kombination “Logistik plus Ehrenamt plus Digitalisierung”. Mit der Verbandsgemeinde Prüm begannen daraufhin die Gespräche im Sommer 2015 über “Coworking auf dem Land”. Noch immer ging es dabei eher um öffentliche Gebäude. Alternativ wurde auch über eine mögliche Verbindung zu Kitas oder Kindergärten recherchiert. Auch dazu gibt es bereits einige gute Beispiele, wie die einer Elterninitiative in Berlin.
Konkret wurde es 2016, als der Eifelkreis Bitburg-Prüm ein verlassenes, gut erhaltenes Verwaltungsgebäude in Prüm anbieten konnte und großes Interesse zeigte. Das Institut für Technik und Arbeit der TU Kaiserslautern unterstützte die Entwicklungsagentur zwischenzeitlich bei der konzeptionellen Arbeit. Anfang 2017 konnte die EA von der Kreisverwaltung kostenfrei eine leerstehende Büroetage für das Pilotprojekt übernehmen.
Im Frühjahr 2017 zeigte das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, wie sich die Pendlerwege in Deutschland weiter verlängert haben. Gleichzeitig begannen die Umbauarbeiten im ehemaligen Kreiswasserwerk-Gebäude in der Kalvarienbergstraße 4.
Neue Arbeitsformen testen
Im Sommer 2017 startete der Betrieb. Während der einjährigen Pilotphase wurden mit den Nutzern zahlreiche Befragungen durchgeführt. Ergänzend wurde bei Arbeitgebern für die Idee “Coworking” geworben und ihre Anforderungen an einen Coworking-Arbeitsplatz für ihre Beschäftigten erfragt.
Zu Beginn der Betriebsphase basierten viele Vorgaben als Annahme oder Schätzung. Vieles wurde im laufenden Betrieb angepasst.
Bei “Coworking Space – Schreibtisch in Prüm” geht es um neue Arbeitsformen in Klein- und Mittelstädten. In zentraler Lage, im ehemaligen Amt “Kreiswasserwerk”, befinden sich seit Sommer 2017 mietbare Arbeitsplätze – Schreibtische und ein Besprechungsraum – für jederfrau und jedermann.
Coworking Spaces (Räume für gemeinsames Arbeiten) gibt es seit etwa einem Jahrzehnt in vielen Ländern. Es gibt sie vor allem im größeren Städten oder auch in Urlaubsregionen.
Mietbare Schreibtische werden genutzt von
- Arbeitnehmern
die nicht im Home Office oder in der Firma arbeiten können oder wollen - Arbeitnehmern
die lange Pendelwege reduzieren wollen oder zwei statt fünf Tage “ins Büro” fahren möchten - Arbeitnehmern
die näher am eigenen Zuhause sein müssen, z.B. weil sie Familienangehörige betreuen und auf Flexibilität angewiesen sind - Menschen
die ein professionelles Umfeld für ihre Arbeit oder ihr Hobby suchen und dies nicht am Heimarbeitsplatz tun möchten - Studierende
die ihre Abschlussarbeit schreiben möchten - Freiberufler
weil sie gerne mit anderen Menschen zusammen sein und die Kosten gering halten möchten - Start Up-Gründern
die einen Raum für alles benötigen und die Kosten im Blick haben - Urlauber
die “kurz mal Mails checken” und dann doch etwas mehr arbeiten müssen - Menschen
die sich zum gemeinsamen Arbeiten treffen wollen und dazu eine professionelle Atmosphäre schätzen